Urzeitwesen auf dem Soziussitz

[strichzwojan]

Na ja, eigentlich scheint es mir kein unerklärliches Phänomen zu sein, aber ich wollte trotzdem mal berichten.

Vor drei Tagen bin ich bei schönem Sommerwetter hoch zur Axamer Lizum. Die Skifans werden wissen, wovon ich rede. Es gab eine längere "Zweite Gang Passage", bei der ich wieder mal den Sprung in den Dritten nicht schaffte. Die Alpen offenbaren gnadenlos, wenn das Leistungsgewicht (Fahrer) und die Getriebeabstufung irgenwie noch Luft nach oben haben... 
Man könnte den Gang noch weiter ausdrehen, hat aber keinen Bock auf Materialguälerei und lässt den Motor einfach arbeiten. Nach etwa zwei Minuten bei 50 km/h musste ich das Gas etwas zumachen. Darauf kam ein Geräusch, also ob ein wirklich großes Urzeitwesen sich vom Soziussitz aus mit einem tiefen Ausatmer, um nicht zu sagen Räuspern meldet. Das war keine knallende Fehlzündung, sondern ein wirklich beeindruckendes Geräusch, das wieder einmal begreifbar macht, warum manche Fahrer ihr Motorrad als Wesen aus Fleisch und Blut ansehen. Ich hatte in Norwegen mal die Freude, einen etwa 18 Meter langen Pottwal direkt neben dem Boot atmen zu hören. So in etwa klang das. Soweit so gut.
Heute habe ich den Luftfilter abgenommen um ihn nach etwa 600 km Strecke neu zu ölen. Da war vergaserseitig auf dem Drahtnetzgitter ein kreisrunder "Abdruck" dieses Ausatmers zu sehen. Rundherum alles schön fettig, aber in der Mitte eine trockene, silbrige Scheibe mit etwa drei Zentimeter Durchmesser...
Ich hatte auf der Fahrt offenbar den Gasschieber etwas weiter geöffnet als nötig, auf der Suche nach der besten Bergaufbeschleunigung. Und der Überschuss ist dann eben verpufft.
Mein Soziussattel ist übrigens demontiert.

Jan

[strichzwojan]

[Einzylindär]

Jan,

das ist erklärbar....
Je höher, desto dünner ist die Luft. Als Folge fettet das Gemisch an. Es ist immer ein Wandfilm aus Kraftstoff im Saugrohr und Einlaßkanal vorhanden, der beim Gas schließen abdampft, da der Saugrohrdruck sinkt, wodurch der Siedepunkt auch sinkt. Wenn deon Vergaser in diesem Betriebspunkt sowieso fett läuft, dann kann es zu Rückzünden kommen, da die /2 ja die Zündung auf der Kurbelwelle hat....

Gruß
Stefan, der Einzylindär

[strichzwojan]

Hallo Stefan, ich danke dir! Meine Strichzwei ist mit einem 24er - Bing und einer selbstgeriebenen "107er"-Hauptdüse bestückt und auf die Höhenlagen, in denen ich mich hier bewege, abgestimmt. Im Schiebebetrieb bergab ist sie ganz knapp vor der "Auspuffknallgrenze", aber eben nicht drüber, also insgesamt recht mager. Meinst du, dass eine vergleichbar abgestimmte R27 mit ihrer fehlenden "Auslasszündung" sich da anders verhalten würde?

[Einzylindär]

Hallo Jan.

Naja die R27 kann auch patschen....

Unterhalb eines bestimmten Lambdawertes ist Abgas brennbar. Die Ex-Kollegen erzählten mal von einer offenen Flamme am Endrohr beim Bugatti Veyron auf dem Motorprüfstand unter Vollast bei Lambda 0,65.... Und wenn dann deine /2 im Ladungswechsel OT zündet, kommt das schon hin.
Bitte beachte, dass die Hauptdüse im Schiebebetrieb und auch im 2. Gang nur wenig Einfluss hat, bzw. noch unwirksam ist. Ich bin gerade beim Abstimmen vom Mikuni VM26 an meiner R27. Mit viel zu kleiner HD geht sie 90 im 3. bergauf. Bei 100 im 4. Gummiband auf 105. Auf dem letzten cm Gasgriff kommt nichts mehr. Heute habe ich mal eine deutlich größere HD probiert und siehe da, jetzt geht obenrum schon mehr. Lamdamessung folgt noch und dann geht der Spaß mit den Düsen erst richtig los...
Von Mikuni gibt es eine schöne Abstimmanleitung. Da sieht man welche Düse bei welcher Schieberöffnung aktiv ist und wie sich Änderungen prozentual auswirken. So bringt schon eine um 0,02 mm vergrößerte Nadeldüse untenrum eine Anfettung von 5-8%. Das sollte Ansporn sein, nach xx.xxx km mal Nadel und Nadeldüse zu tauschen....

Gruß
Stefan, der Einzylindär