R25/3 Hinterradantrieb Klingelnberg oder Gleason

Begonnen von feifeii, 29 Januar 2025, 23:39:21

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feifeii

Guten Tag liebe Community,

ich komme aus dem sonnigen Freiburg im Breisgau und bin seit einem halben Jahr stolzer Besitzer einer BMW R25/3 aus dem Jahre 1955. Nun habe ich mir den Winter zu Nutze gemacht und bin mitten in der Restauration meiner Maschine.

Ich verfolge schon sehr lange allerlei Threads zum Thema Teleskopgabel, Lackaufbereitung und Hinterradantrieb. Jetzt bin ich aber mit meinem Latein am Ende...

Nach dem öffnen meines R25/3 Hinterradantriebes kam mir eine 6:25 Übersetzung entgegen. Jetzt denkt ihr sicherlich direkt, klar Solo ist nen Kingelnberg Getriebe.

Als ich jedoch das Ritzel demontiert habe, war auf der Welle eine Abstandshülse und Abstandsring verbaut. Die Welle hat eine Stufe, sodass das Rollenlager immer 0,2 mm Spiel hat. Schließt auf Gleason wenn man die Instandsetzungsanleitung liest...

Oder es war eine Abstandsbüchse und fälschlicherweise mit Abstandsring und Stufe, was dann funktional auch kein Sinn ergäbe. Da ja ein Längenunterschied zwischen Abstandshülse zu -büchse besteht.

Falls ihr auf dem Bild nichts erkennt, dann kann ich am Montag nochmal ein Bild vom demontierten Ritzel und Tellerrad machen.

Könnt Ihr mir sagen, was für ein Getriebe ich habe, oder ob es sogar aus mehreren unterschiedlichen Teilen besteht. Man muss auch dazu sagen, dass die R25/3 auch häufig mit Beiwagen gefahren wurde.

Beste Grüße,
Felix

feifeii


rolf

nur mal generell...Bj 55 ist auch schon70 Jahre her....wer weiß denn wie oft schon am Kardan rumgemacht wurde

4Taktix

Moin Felix,
wir machen das hier i.d.R. so, dass man sich im ersten Tret einmal vorstellt, am liebsten mit etwas background.
Dann können wir besser einschätzen, auf welchem Level wir mit Hilfestellungen aufbauen können.

Zu Deiner Frage: Ich schätze mal, dass Du Dich an der Skizze im WHB orientierst.
Dort sind die Ritzel-Schäfte für Klingelnberg ( Solo ) mit Konus, und für Gleason ( SW ) mit Stufe dargestellt.
Das hat mir bei der Überholung meines R25/3-HAG auch viel Kopfzerbrechen bereitet.
Es ist aber wohl so, dass die allermeisten /3-Ritzelschäfte Klingelnberg so aussehen, wie für Gleason dargestellt,
also mit Stufe. Selber habe ich 5 Klingelnberg Radsätze - bei allen hat der Ritzelschaft die Stufe.
Maßgeblich ist die Übersetzung. Wenn Du also 25/6 hast, ist das Klingelnberg.
Wird mit den Teilen ( Abstandsring, Stützscheibe, usw. ) so zusammengebaut, wie für Gleason dargestellt.
Tragbildeinstellung dann allerdings nach Klingelnberg-Regeln.
Wenn Du den Antrieb selber demontiert hast, sollte der auch genau so wieder zusammengebaut werden können.
Es sei denn, der Vorgänger hat es falsch gemacht.
Es wäre entscheidend wichtig und hilfreich gewesen, wenn Du Dir die genauen Dicken der Passscheiben an
Ritzel und Tellerrad notiert hättest. Vllt. geht das ja noch.
Ansonsten kann es beim Zusammenbau eines bereits gelaufenen Radsatzes sehr schwer bis unmöglich sein,
ein eindeutiges und aussagekräftiges Tragbild zu ermitteln.
Die Einbauregeln sind auf NEUE Radsätze bezogen. Da sich bei Klingelnberg-Verzahnung der Verschleiss
nicht nachstellen lässt, können dabei merkwürdige Tragbilder herauskommen, die nicht Fisch nicht Fleisch sind.
Und nach dem ~ siebzigsten Versuch wünschst Du Dir nichts sehnlicher, als die Dicke der Passscheiben zu
erfahren, die drin waren, als der Antrieb zuletzt gelaufen ist.
Think outside the box !

feifeii

#3
Moin 4Taktix,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Natürlich will ich euch ein wenig Backround von mir nicht vorenthalten. Ich bin 34 Jahre alt, habe eine Ausbildung als Mechatroniker mit anschließendem Maschinenbau Studium und befasse mich auch gerne privat mit mechanischen Themen wie Wasserkraft -Turbinen/ -Räder und Motoräder. Bei Hilfestellungen ist mir jedes Level recht, solange es mich inhaltlich weiter bringt.

Genau, habe mich an dem WHB orientiert und mir ging es da ähnlich wie dir, weshalb ich auch den Thread erstellt habe. Da der Hinterradantrieb noch nie überholt wurde und auch noch keine Probleme gemacht hat, gehe ich davon aus das der Ritzelschaft so richtig montiert war.

Dementsprechend habe ich den Radsatz mit den alten Passscheiben und neuen Lagern, Simmerringen und Dichtungen zusammengebaut und die Passscheibendicke zwischen  Hinterradantrieb und Federbeinhalter neu berechnet. Vor dem Zusammenbau das Tragbild mit Tuschierpaste überprüft. Rücklauf sieht dementsprechend besser aus als Vorlauf was aber auf den Verschleiß rückzuführen ist. Habe die Bilder im Anhang hinterlegt, könnt ja mal eure Meinung dazu abgeben.

Bin also sehr froh darüber, dass ich die originalen Passscheiben noch zur Hand hatte. Das einzige was mir jetzt noch sorgen macht ist, dass nach dem ich den Filzring (2 Tage in Getriebeöl eingelegt) aufgepresst habe, die Leerlaufeigenschaften definitiv schwergängiger wurden. Was sich aber hoffentlich mit der Zeit entspannt.
Habe auch schon gelesen das da Kollegen aus der Community die Aussparung auf Simmerring umgebaut haben. Wo mir jedoch die Wärmeausdehnung von Luft und Öl sorgen machen würde.

Vielen Dank nochmal für die ausführliche Erklärung 4Taktix.  :thumbsup:

4Taktix

Moin Felix,
Das hier ist mir nicht klar:
ZitatPassscheibendicke zwischen  Hinterradantrieb und Federbeinhalter neu berechnet.
Sind damit die Passscheiben im Deckel gemeint, deren Dicke lt. WHB etwas umständlich zu ermitteln ist und
sich auch nach der Stärke der Deckeldichtung richtet ?

Auf Deinen Bildern vom Tragbild kann ich nicht wirklich etwas erkennen.

Zur Sicherheit einige Hinweise:
- Tuschierfarbe wird lt. WHB nur am Ritzel aufgetragen ! ( nicht am Tellerrad )
- die konkave Seite der Ritzelzähne ist die Druckseite = "Vorwärtsflanke", also die Hauptlastseite
- die konvexe Seite der Ritzelzähne ist die "Rückwärtsflanke" - wird im Schiebebetrieb belastet
- Für ein unverfälschtes Tragbild ( gilt auch und besonders für das Zahnflankenspiel )
  müssen Deckel und Dichtung, sowie die korrekte Dicke an Passscheibe im Deckel montiert sein !
  Vorteilhaft für die Ermittlung des Tragbildes ist es, wenn dazu "künstlich" eine Last erzeugt wird !
- die große Montagebüchse für das Ritzelpaket muss verlässlich fest eingeschraubt sein, sonst hätte das Ritzel ggf.
  axial "Bewegungsspielraum" - verfälscht ebenfalls die Messungen.

Erklärung:
Der montierte Deckel "führt" das Tellerrad und verhindert, dass dieses durch das Spiel im großen Dünnringlager
taumeln kann. Ein Taumeln würde das Tragbild verfälschen und keine reproduzierbaren Messungen des Flankenspiels
ergeben.
Die Passcheiben im Deckel verhindern, dass sich das Tellerrad axial bewegen kann. Dies würde ebenfalls o.g. Messungen
"ungenau" machen.

Fazit aus meinen persönlichen Erfahrungen:
( Ich habe sehr lange "herumprobiert" und mehrere Seiten Tragbilder und viele, viele Versuche gehabt )
- Ich habe mir "Arbeitshilfen"/"Vorrichtungen" gebaut, um die Messungen genauer, aussagekräftiger und schneller
  durchführen zu können.
1. "Passlager": Lageraussenring vom großen Tellerradlager minimal abgeschliffen, um dieses ohne Erwärmen und
   Abkühlen des Gehäuses ein- und ausbauen zu können. ( Spart immens Zeit )
2. "Knebelklaue": Hilfwerkzeug, um die Montagebüchse ohne Abrutschen sicher und fest montieren zu können.
3. "Bremse": Um bei der Tragbildermittlung etwas "Last" zu erzeugen.
4. "Werkbank-Kardanwelle": Um das HAG mit dem Akkuschrauber viele Umdrehungen in beide Richtungen anzutreiben,
   bis jeder Ritzelzahn mehrere Male mit jedem Tellerradzahn "gekämmt" hat. Das halte ich für unabdingbar,
   um ein wirklich repräsentatives Tragbild zu erhalten.
5. Zum tuschieren eine helle Farbe - Künstleracrylfarbe - ergibt deutlich aussagekräftigere Tragbilder !
Think outside the box !

4Taktix

#5
Was auch noch wichtig ist:
Ein "gutes" Tragbild hat IMMER Vorrang vor einem Zahnflankenspiel innerhalb der Toleranz !!!
Gerade weil sich bei Klingelnberg-Verzahung der Verschleiß NICHT durch Nachstellen ausgleichen lässt,
muss man bei gelaufenen Zahnrädern je nach Verschleiss ein deutlich größeres Flankenspiel zugunsten eines akzeptablen
Tragbildes in Kauf nehmen. Das kann dann mitunter auch schonmal 0,5mm oder mehr sein.
Auf gar keinen Fall aber darf das Flankenspiel kleiner als die Toleranz im WHB sein !!!
Und diese Toleranz ist die "Minimaltoleranz" - ist also für die "engste Stelle" gemeint.
Aus diesem Grund MUSS das Flankenspiel sehr sorgfältig, und vor allem an mehreren Positionen des Tellerrades gemessen
werden. Die Tellerräder laufen selten absolut "rund" - wenn jetzt nur eine einzige Messung gemacht wird,
und diese zufällig in der Position des größten Flankenspiels stattgefunden hat und für "korrekt" befunden wird,
( 0,15 bis 0,2 mm ) kann das Spiel an der engsten Position kleiner als die erlaubte Toleranz sein.
Das führt unweigerlich zu Schäden an den Rädern !
Think outside the box !

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