Ventilspiel

Begonnen von Thomas, 19 August 2002, 19:14:22

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Thomas

Hallo, hier was zum Ventilspiel: Carl Hertweck empfiehlt im Buch "Besser machen - Arbeiten an Motorrädern" folgende Methode um das "optimale" Spiel herauszubekommen. Einstellen der Ventile bei richtig heissem Motor auf "gerade noch Spiel" (Stoßstangen gerade noch leicht drehbar) und dann bei kaltem Motor Spiel messen. Klingt eigentlich logisch, Ventilschäfte werden heißer als der Rest vom Ventiltrieb und dehnen sich mehr als die Stoßstangen und Stößel, Spiel wird geringer, also Mindestspiel so ermitteln. Jetzt habe ich meine R25/3 heiß gefahren und ganz schnell das Ventilspiel gemessen, aber: das Spiel ist am Auslass nur ganz minimal geringer geworden (um 1-2 hundertstel) und am Einlass größer geworden (heiß 0,15 statt der kalten 0,10). Ist da ein prinzipieller Fehler in dieser Überlegung, habe ich da was falsch gemacht, war die Maschine zu kalt (über 90 Grad Öltemp. am Peilstab), war ich zu langsam (vom Motor ausmachen bis zur Messung 5 Min)? Bedeutet das daß man das Spiel eigentlich dramatisch reduzieren könnte (auf 0,05 bis 0,10 an beiden Ventilen)?
Tschüß, Thomas

Thomas


Stefan

Hallo Thomas,
die Dehnungen des Ventilschafts, des Stößels und der Stoßstange addieren sich, d.h. jedes der drei Teile tut seinen Teil zur Verminderung des Ventilspiels. Was das Spiel wieder vergrößert sind der erwärmte Zylinder und -kopf. Der Zylinder ist aber aus Gußeisen, dehnt sich also genauso stark aus wie der Ventiltrieb, der Kopf ist aus Alu, dehnt sich stärker aus als Eisen (Stahl). Der Weg von der Nockenwelle über den Ventiltrieb zum Ventilteller ist aber länger als der über Motorblock, Zylinder und Kopf, daher dürfte sich das Ganze in etwa aufheben. Die Spielverminderung über den Ventiltrieb dürfte so groß sein wie die Zunahme über die Zylinderdehnung. Deshalb hast Du auch keine Änderung gemessen (am Auslaß). Warum sich das Spiel am Einlaß ändert, kann ich Dir auch nicht sagen (Meßfehler, Einstellschraube setzt sich...).
Ich würde das Spiel einfach nach Werksangabe einstellen, ein leises Tickern sollte auf jeden Fall zu hören sein. Der Verschleiß wird damit nicht ins Uferlose steigen (wenn überhaupt) und verbrannte Ventile ersetzen ist auch nicht billiger.
Gruß
Stefan
The evil is always and everywhere!

Rütz

Hallo Thomas,
Motor kalt und Motor warm sind meines Wissens gar nicht die "Eckpunkte" in Sachen Ventilspiel.
Eng wird's, wenn Motorteile eine stark unterschiedliche Temperatur haben.
Im Normalfall ist das Ventilspiel wenige Minuten nach dem Antreten am kleinsten: Sobald die Spucke auf dem Krümer zischt, dürfte das Auslaßventil schon an die 200°C haben. Der Rest des Motors (auch der Zylinderkopf) ist aber noch ziemlich kalt (v.a. im Winter).
Der Extremfall ist aber der berüchtigte "Wasserschlag": Man kommt mit heißem Motor in einen plötzlichen Regenguß oder ist Crossfahrer und brezelt durch eine Furt.
Gehäuse, Zylinder und Kopf ziehen sich schlagartig zusammen, der Ventiltrieb selbst bleibt aber heiß und verkürzt sich nicht.
Für solche Eventualitäten muß das Ventilspiel gewappnet sein!
Auch wenn es sich nur um wenige Minuten/Sekunden handelt:
An einem nicht schließenden Ventil vorbeizischende Verbrennungsgase (= Luft + Brenngas im richtigen Verhältnis unter enormen Druck) ähneln einer Schweißbrenner-Flamme und können den Sitzring auch in kurzer Zeit beschädigen.

Man kann sicher, wenn kein Regen in Sicht ist und man für ein "Rennen" die letzten 1/10 PS braucht, den Motor warm fahren, dann ganz schnell minimales Ventilspiel einstellen und weiterfahren.
Wenn der Motor wieder kalt ist sollte man aber alles wieder rückgängig machen.
...das ist zumindest meine Meinung zu dem Thema.

Gruß
Rütz
I never dared to be radical when young.
For fear it would make me conservative when old. (Robert Frost)

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