Zylinderkopf: Schreck am Nachmittag

Begonnen von strichzwojan, 07 November 2019, 18:02:08

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strichzwojan

Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Z-Kopf einen Riss hat, und zwar zwischen Einlasssitzring und Kerzengewinde.
Ist das nicht ungewöhnlich? Von meiner Guzzi kannte ich das auf der Auslassseite, was ja auch irgendwie wegen der größeren Hitze logisch erscheint.
Der Kopf wurde vor ca. 50.000 km auf bleifrei umgebaut. Jetzt wollte ich mal nach dem rechten sehen... :kotz:
:kotz: Vielleicht wurde damals der Sitzring mit zu viel Übermaß eingepasst...

Tritt so etwas bei unseren alten Kisten häufiger auf, und wie sollte ich jetzt vorgehen? Der Motor lief völlig einwandfrei ohne blöde Geräusche, Kompression war bei 8,2 bar.
Weiterfahren oder reparieren lassen?

Gruß, Jan

PS: Eigentlich wollte ich nur ein bisschen entkoken...... 

strichzwojan



Fastnachter

"Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen." (Kurt Marti)

strichzwojan

Zitat von: Fastnachter am 07 November 2019, 18:24:23
Ist ne /3, oder?
Kopf ist Strichdrei, Motor ansonsten Strichzwei. Vergaser ist auch Strichdrei.

Schorsch

#3
Jan,

diese Risse zwischen Zündkerzeneinsatz und Ventilsitz kommen schon mal vor.

Ich habe aus Literatur u einem alten BMW Schrauber folgende Auskunft darüber:

Es handelt sich um Spannungsrisse, durch unterschiedliche Ausdehnung des Zündkerzeneinsatzes, Stahl, und Zylinderkopfes, Alu.

Nun gehen die Meinungen auseinander.
Die Einen sagen schweißen lassen, die Anderen sagen, Riss drin, Spannung weg, alles gut.

Ich wage da keine Empfehlung, klar ist, bei 3 Rissen, schweißen lassen, da hätte ich die Befürchtung, dass der Sitzring rausfällt.
Man kann auch auf langes Kerzengewinde umschweissen lassen, dann fällt der Einsatz weg, Das hat BMW bei den Schwingenboxern so gemacht, im letzten Produktionsjahr. Gekennzeichnet waren diese Zylinderköpfe mit LK, langes Kerzengewinde.

Schorsch


Früher war alles gut, heute ist alles besser.
Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre.
(Heinz Erhardt)

Fastnachter

Kommt vor. Findest wenige ohne. Wenn ich den Kopf komplett machen würde, würde ich es schweißen lassen. Bis dahin fahre ich so.

Gruß

Jan.
"Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen." (Kurt Marti)

professor buxus

Bei mir sieht es genau so aus! Der Riss hört ganz kurz vorm Sitzring auf.
Hab den Kopf nach Bals geschickt zur Begutachtung. Der hat abgewunken, soll damit erst mal 10.000 km fahren und dann nochmal nach "dem Rechten" sehen.

Gruß Buxus
Freie Fahrt für freie Einzylinder!  

4Taktix

50.000 km ist natürlich zu viel für Regress- oder Nachbesserungsforderungen.
Ich sehe das wie Jan, obwohl mir in den 90ern eine Spezialschweisserei so einen Riss zugeschweisst hat, ohne den Sitzring zu erneuern.
Ob die den dazu herausgenommen und nach der "Reparatur" wieder eingesetzt haben, kann ich nicht mehr sagen. Ventil und Sitz mussten natürlich neu eingeschliffen
werden. In jüngerer Zeit hatte ich einen R26-Kopf mit Riss ebenfalls zw. Kerze und Einlass beim Instandsetzer.
Es mussten die Sitzringe erneuert werden, und bei der Gelegenheit wurde dieser Riss wohl genauer untersucht mit dem Befund: Reparaturschweissung nicht nötig,
Riss ist nicht sehr tief. Also so gelassen. Gelaufen ist dieser Kopf jedoch bisher noch nicht, der Motor dafür ist "noch in Arbeit".

Gruß,
Sascha
Think outside the box !

strichzwojan

Danke für Eure Antworten. Die Meinungslage ist ja gemischt mit leichter Tendenz zu "Weiter fahren!"
Da die Zeit der ganz langen Reisen mit der Kleinen eigentlich vorbei ist, werde ich den Riss so lassen und halt immer genau hinhören.
Den Riss bei der Guzzi habe ich auch nur zufällig entdeckt, ihn dann aber bei der Fa. Ljaschko in Waiblingen machen lassen (37 Jahre her).
Welche Firmen könnt Ihr heute empfehlen ?

Jan

Schorsch

Früher war alles gut, heute ist alles besser.
Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre.
(Heinz Erhardt)

4Taktix

www.wessel-gaehrken-ag.de  in Münster

Gruß,
Sascha
Think outside the box !

Taz

Hallo Jan.

Rabenbauer in Wotzmannsreut...sowohl bei Teilen als auch Werkstattleistungen habe ich bislang nur sehr gut Erfahrungen gemacht.

Viele Grüße, Taz
Ich hab noch nie einen Sarkasmus vorgetäuscht


auf Tour:

Zipfelreise (2019)
Cymru "Radnor Revivals" (2016)
Alba "Isle of Skye" (2013)
Austria Großglocknerhochalpenstrasse (2012)
Alba "Spittal of Glenshee" (2011)

Borgward

Zitat von: strichzwojan am 07 November 2019, 18:02:08
Der Kopf wurde vor ca. 50.000 km auf bleifrei umgebaut.
Nur aus Interesse: Was wurde denn da gemacht? Die ZK sind doch schon von Haus aus auf bleifrei ausgelegt.

Hubi

strichzwojan

Bleifrei in den 50er Jahren? Ich bin zu jung, um das aus eigener Erfahrung zu kennen. Meines Wissens gab es eine Zeit lang bleifreies Benzin von Aral, aber BMW erwähnte doch mal in der Reparaturanleitung, dass "neuerdings" gehärtete Sitzringe nachgerüstet werden können (Magnettest).
Jedenfalls brauchte mein Z-Kopf 1993 neue Sitzringe, weil die alten zu tief lagen. Das stand dann auf der Rechnung mit "Ventilsitzringe bleifrei".

Jan

PS: Ich habe beim gründlichen Saubermachen jetzt noch einen kleineren Riss zwischen A-Sitzring und Kerzengewinde gefunden... :kotz:

Einzylindär

Hallo Jan.

Bleitetraethyl gab es in den 50ern noch nicht....also war das Benzin damals bleifrei.
Ebenso interessant, das Super in den 50ern soll Ethanol als Anti-Icingzusatz drin gehabt haben, um die Luftfeuchtigkeit zu binden und damit Vergaservereisung zu verhindern....und dann kam E5 und E10.....

Gruß
Stefan, der Einzylindär

Schorsch

Bei 2 Rissen zwischen Kerzengewinde und Ventilsitz würde ich zu Schweißen raten.

Wenn der Sitzring rausfällt, richtet er ziemlichen Schaden an.
Neben anderen Händlern bietet Rabenbauer auch gebrauchte Zylinderköpfe an, ab 150 € für/2 oder /3, je nach Zustand.
Ruf ihn doch mal an und frag ihn, was er auf Lager hat.

Oder, Du schickst ihn zum Rabenbauer, hörst mal, was er zu dem Kopf sagt, entscheidest Dich dann.

Alternativ, schweißen lassen, evtl. auf langes Kerzengewinde, auch nicht günstig, weil oft auch Führungen u Sitze gemacht werden müssen.
Wenn dann auch noch das Krümmergewinde dazu kommt, ist es günstiger einen anderen zu kaufen.

Berichte mal, was daraus geworden ist, solltest Du so handeln.

Schorsch




Früher war alles gut, heute ist alles besser.
Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre.
(Heinz Erhardt)

Luigi_A

Meine Herren,

Bleitetraäthyl gibt es schon seit über 80 Jahren und das brauchten die Amis in den Bombern wegen der hohen Verdichtung... Nach dem Krieg wußten die nicht wohin damit und haben es ins Autobenzin gekippt...

Soweit ich weiß haben die Deutschen Toluol verwende mit einer Oktanzahl von ca. 120...

4Taktix

Zitat von: Luigi_A am 11 November 2019, 21:22:26
Soweit ich weiß haben die Deutschen Toluol verwende mit einer Oktanzahl von ca. 120...
Im WKII ? Nein, im Gegenteil hatten die deutschen keinen Sprit mit so hohen Oktanzahlen für Ihre Flugzeuge zur Verfügung, wie die Alliierten.
Abgesehen von kleinen Mengen synthetisch hergestelltem Sprit. Dieses Manko wurde generell durch größere Hubräume auszugleichen versucht.
Beispiel anhand zweier typischer Jagdflugzeuge:
Spitfire / Mustang mit Rolls Royce Merlin 61 Motor: Hubraum 27 Liter, Leistung ca. 1400 bis 1560 PS
Messerschmitt Bf-109 mit Daimler Benz 605 Motor: Hubraum 35,7 Liter, Leistung vergleichbar ( je nach Ausführung und Entwicklungsstufe )
(kleiner Exkurs)
120 Oktan habe ich noch nie gehört. Wäre dann ein ausgesprochenes "Rennbenzin". Kann ich mir nicht vorstellen, dass es das an der Tanke nebenan gab.
Heute ist ja schon "Shell V-Power" mit 100 Oktan etwas Besonderes und etwas teurer. Über 100 Oktan hatten auch die Alliierten damals nicht.

Gruß,
Sascha
Think outside the box !

karlsonvomdach

Altboxer-Schrauber sehen die Risse zwischen Kerzengewinde  und Ventilsitz eher als Qualitätsmerkmal für'n guten Kopf: bei 51/3 und 67/2 sieht man das öfter und deren Ventilsitze fallen nicht raus. Die "Butterheads" der 60er Jahre sind auch ohne Risse schlechter. Nachdem Alugiessereien aus Umweltschutzgründen die Legierungen geändert haben gab's Probleme mit den BMW  Köpfen. Siehe auch Guzzi Nuovo Falcone oder später bei den Russen die Dnepr MT Köpfe. Skrupellose schwatzen gern den verängstigten Newbies die guten Köpfe mit Riss ab...
Detlef


Gesendet von meinem SM-J530F mit Tapatalk


töff-töff

#18
Zitat von: 4Taktix am 11 November 2019, 21:55:03
Im WKII ? Nein, im Gegenteil hatten die deutschen keinen Sprit mit so hohen Oktanzahlen für Ihre Flugzeuge zur Verfügung, wie die Alliierten.
Abgesehen von kleinen Mengen synthetisch hergestelltem Sprit. [...]Heute ist ja schon "Shell V-Power" mit 100 Oktan etwas Besonderes und etwas teurer. Über 100 Oktan hatten auch die Alliierten damals nicht.

Bei den deutschen Benzintreibstoffen war es so, dass sie in den 20er Jahren eine sehr niedrige Klopffestigkeit hatten. Reines Benzin hatte eine Oktanzahl von um die 40/50 ROZ. Um die Klopffestigkeit zu erhöhen, wurden auch damals schon Zusätze beigefügt. So wurde zum Beispiel dem, von der der I.G. Farben hergestellten und durch die "Deutsche Gasolin" vertriebenen Motalin-Kraftstoff, Eisenkarbonyl (eine Verbindung von Eisen und Kohlenstoffmonoxid) beigemischt. Andere Gesellschaften, wie die RKS, erhöhten die Klopffestigkeit durch Beimischung von Alkohol, der bei Monopolin bis zu 25% betrug. So erreichte man, je nach Qualität, Oktanzahlen von ca. 65 bis 75 ROZ.

Mit 99 ROZ hatte Benzol die höchste Oktanzahl. Es eignete sich für KFZ- sowie für Flugmotoren und wurde seit den 20er Jahren z.B. vom Benzol-Verband Bochum angeboten. Nachteil war der hohe Preis und dass die Motoren schnell verrußten.
Um den Kunden ihren Benzol Treibstoff schmackhaft zu machen, gab es vom BV groß angelegte Werbekampagnen und kostenlose Motoreinregulierungen für das Betreiben mit Benzol.
Werbewirksam wurde der Transatlantikflug der "Bremen" im Jahre 1928 vermarktet.

Gruß, töff-töff schorsch
"Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind" (Kurt Tucholsky)

mekgyver

Vielen Dank Schorsch !
BV ist Bochumer Verein ?
Gruß mek
... 73er-Gang

töff-töff

Zitat von: mekgyver am 12 November 2019, 00:23:57
Vielen Dank Schorsch !
BV ist Bochumer Verein ?
Gruß mek

Nee, sorry mek. Hätte ich beischreiben sollen. Das ist der Benzol-Verband Bochum, ehemals "Westdeutsche Benzol-Verkaufsvereinigung"

https://de.wikipedia.org/wiki/Aral

Gruß, töff-töff schorsch
"Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind" (Kurt Tucholsky)

mekgyver

Ich ahnte es,
Du als Zapfsäulen-Spezialist weist es genau !  :applaus:  :respekt:
Gruß mek  :blumen:
... 73er-Gang

töff-töff

oller Schmeichler :prost:

bin immer froh, wenn ich jemanden mit dem Thema nerven kann :D

Gruß, töff-töff schorsch
"Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind" (Kurt Tucholsky)

strichzwojan

#23
Die Valiumpille von "karlsonvomdach" habe ich doch gerne geschluckt! Hier noch ein Bild des zweiten Risses, im jetzt entkokten Brennraum gut zu sehen. Kipphebelständer auf der Ölseite gezogen und den Schmodder rausgemacht. Neue Ventile, Federn und Keilchen genommen und eingeschliffen. Dabei mit den alten Ventilen und grober Paste vorgearbeitet (Zustand danach: siehe Bild) und dann die neuen mit Nachschleifpaste kurz eingeschliffen. Das ging richtig gut und sparte den Gang zum Instandsetzer. Die Dichtigkeitsprüfung mit Spiritus war auch erfolgreich.

Jan

Luigi_A

... kleine Ergänzung: reines Toluol hat eine Oktanzahl von 120...

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