Erfahrungsbericht Sodastrahlen

Begonnen von skeewde, 10 April 2014, 23:14:03

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skeewde

Ich dachte es könnte einige hier interessieren wenn ich über mein Erfahrung mit Sodastrahlen berichten. Es wird immer wieder in die Foren erwähnt aber, so kommt es mir zumindest vor, selten angewendet.

Ich habe lang überlegt wie ich mein R25/2 restaurieren sollte – von technisch 1A mit unveränderter aussehen (Patina) bis hin zu neuesten Stand der Technik und Bling – aber dann habe ich mich letztendlich für einen (m.M.n.) vernünftigen Mittelweg entschieden, optisch so original wie möglich aber sonst kein wesentlichen einschränkungen.

Damit war klar dass Glasperlstrahlen oder Polieren für die Gussteile nicht in Frage käme. Alle sonstigen Reinigungsverfahren werden öfters hier diskutiert aber von allen hat mich Sodastrahlen am meisten interessiert – es trägt jeden Art von Schmutz, Lack und Farben ab ohne die Oberfläche anzugreifen, ist nicht abrasive, löst sich in Wasser bzw. Öl komplett auf, ist Umweltschonend und leicht zu entsorgen etc. Nur gibt es leider keine, fertige, Komplettlösungen für den Hobbybereich auf dem Markt und Profigeräte sind meist überdimensioniert und teuer. Also, selber bauen, aber wie?

Zuerst bin ich im hohen Norden fündig geworden mit der JWL Sodablaster.
Der braucht zwar ca. 180 l/min bei 6-8 bar, aber das schafft mein Kompressor gerade so. Danach habe ich nach Strahlkabinen umgeschaut und mich für ein mittleren Grösse entschieden der mein Motorgehäuse aufnehmen kann und noch genügend platz bietet um die recht grossen Pistole zu manövrieren.

Nachdem alles eingetroffen war habe ich die Kabine zuerst etwas umgebaut mit ein Schnellverschluss für die Pistole – um die Befüllung und Reinigung leichter zu machen – und ein Wasserabscheider um Feuchtigkeit in die Druckluft zu beseitigen (dazu später mehr).

Die ersten Gehversuche waren vielversprechend aber es braucht eben seiner Zeit bis man die richtige Mischung aus Luftdruck, Abstand und Strahlmittel raus hat. Aber dann ist es einfach beeindruckend wie die Dreck wegfliegt!
Bald aber fängst du an zu merken dass du einfach nichts mehr sehen kannst. 180 l/min bei 8 Bar ist eine menge Zeug in eine kleine Behälter rein zu pumpen und die Staubsauger die ich an der Gefilterten Ausgang drangehängt hatte war total überfordert. Nachdem ich es mit etwas Leistungsfähiger ersetzt hatte konnte man der Werkstück wieder sehen aber nur bis die nun überforderten Filter zu gemacht hat! Wieder Sichtweite null!
Rausnehmen, reinigen und alles läuft wieder super bis kein Strahlmittel mehr rauskommt. Feuchtigkeit!
Ja, mein Kompressor liefert die notwendigen Leistung aber ständig am Limit zu laufen erzeugt eben viel Kondenswasser und überfordert selbst die ziemlich gut dimensionierten Wasserabscheider.

Mittlerweile habe ich gelernt ein paar mehr Pausen einzulegen und dann geht der Strahlbetrieb ziemlich unterbrechungsfrei.

Die Ergebnisse sprechen für sich; die Teile sind strahlend sauber aber behalten etwas von ihren Patina bei. Öl- und Fettresten scheinen die binden zuerst die Soda bis sie ,,austrocknen" und dann fliegen sie einfach rückstandslos weg.
Die ersten Teile hatte ich vorher ziemlich gut gereinigt mit Kaltreiniger und WD40 – siehe die Achshalter, Vorher/Nachher Bild – aber nach die ersten Ergebnisse kamen die Teile dann unaufbereitet in die Kabine. Man kann sich so eine Menge Drecksarbeit sparen.

Ich habe auch ein Versuch gemacht den Lack von der Lampentopf auf diese weise abzutragen. Es geht; ist aber für meinen Zweck zu langsam. Ich denke um vernünftig zu arbeiten braucht man mindestens 10 bar konstant und das schafft mein Kompressor nicht.

Mittlerweile habe ich Motorgehäuse und Kettenkastendeckel, Getriebe und -deckel, Ventildeckeln und einiges mehr gestrahlt und bin ganz zufrieden. Bis ich ein mit Glasperlen gestrahlte Teil über den Weg laufe und komm dann wieder ins grübeln weil es so schön gleichmäßig aussieht! Aber, ich ziehe es jetzt durch und wird hoffentlich am ende ganz glücklich mit die Authentischen aussehen.

Jetzt muss ich nur eine dauerhafte Lösung finden um den Druckluft zu kühlen und trocknen.

skeewde



ackirafz

Interessanter und lehrreicher Bericht! Herzlichen Dank.  :applaus:

Gruss Aschi
Gesetz der Schwergänigkeit:
Wenn etwas klemmt - wende Gewalt an. Wenn es kaputt geht, hätte es sowieso erneuert werden müssen.....

Wenn Motorradfahren Arbeit wäre, würden wir das auch noch auf uns nehmen.

rolf

ach...sauber ist sauber....du darfst nicht vergessen das du (hoffentlich!) damit ja auch fahren willst...d.h. das ganze sifft sowieso wieder ein.....erstmal eine Grundsäuberung und dann eben durch fahren wieder eindrecken lassen...aber es ist eben Grund drin....das behält so oder so nicht seine gestrahlte Reinheit...Gottseidank.

skeewde

Ja, hast' recht. Mittlerweile bilden diesen leicht Patinierten aber sauberen Teile eine stimmiges Einheit und werden ein schönen Kontrast zu der Lackierung bieten.
Aber beim strahlen es ist manchmal schon schwierig zu wissen wann man aufhören sollte!

cledrera

Wobei ich mir bei Soda auch an einigen Stellen vorstellen könnte, das man im Freiluftverfahren reinigt, wenn es den mal wieder zu dreckig sein sollte.
Guter Bericht!

:applaus: :applaus:
Du bist im Recht; nun sieh zu, wie du da wieder heraus kommst. (v. Chamisso)
Lieber Einzylinder als zwei Fallschirme (v. mir)

Fastnachter

Clemens... Das Öl? Das Fett? Der Lack? Mit dem nächsten Regen alles ab in den Gulli oder wie?

Gruß
"Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen." (Kurt Marti)

skeewde

Zitat von: cledrera am 11 April 2014, 11:17:07
Wobei ich mir bei Soda auch an einigen Stellen vorstellen könnte, das man im Freiluftverfahren reinigt, wenn es den mal wieder zu dreckig sein sollte.
Zitat von: Fastnachter am 11 April 2014, 11:47:18
Clemens... Das Öl? Das Fett? Der Lack? Mit dem nächsten Regen alles ab in den Gulli oder wie?

Doch, doch, ich denke das geht schon. Was in der Gully landet ist zu 99% Soda (völlig unbedenklich) und der Rest ist einfach Schmutz von der Strasse - so what?.
Und was der Lack angeht, man kann den Rahmen ganz gut schützen - lediglich um den Zylinder müsste man ein grösseren Bogen machen.

Gruß, David

Kaltstart

Alte Liebe rostet nicht.

cledrera

Jan,
Dein Einwand ist durchaus berechtigt.
Mit Freiluftstrahlen hatte ich aber auch nicht gemeint, dass Du sodastrahlend mit Badelatschen ins Naturschutzgebiet sollst.
Die normale Wäsche führt man ja auch dort durch, wo geeignete Abflüsse sind.
Also ab in die Waschbox, waschen, trocknen, fönen und dann nach Hause und den kleinen Rest sodastrahlen.
So war`s gemeint.

Clemens

Liebe Liebenden,
eine Waschbox ist keine Waschstrasse,
was man daran erkennt,
das in der Waschbox anders als in der Waschstrasse
der Wasserspiegel hinter dem Visier nicht ständig steigt.
Du bist im Recht; nun sieh zu, wie du da wieder heraus kommst. (v. Chamisso)
Lieber Einzylinder als zwei Fallschirme (v. mir)

BenW

So wird Freiluftstrahlen richtig ausgeführt  ;D :



Grüsse
BenW

cledrera

Das war allerdings Sand und nicht Soda.
Du bist im Recht; nun sieh zu, wie du da wieder heraus kommst. (v. Chamisso)
Lieber Einzylinder als zwei Fallschirme (v. mir)

mekgyver

Aha .... Sand ....  ::)

mit dem man sich ohne Atemschutz mal eben eine Silikose (Lungenkrankheit, Bg-Nr....) einfangen kann  :o

Ich bin leider erst später dazugekommen ...

Gruß mek
... 73er-Gang

BamBam

ZitatSo wird Freiluftstrahlen richtig ausgeführt  ;D :

Klar nach Berufsgenossenschaft fehlt hier eindeutig der Atemschutz , die s... gelbe Jacke, der geschlossene Raum und die befilterte Belüftung.

Jedoch zählt wie immer, Job done - so what? That's my boy.

Zur Strahlgeschichte finde ich jedoch das Glasperlenstrahlen immer noch das Maß der Dinge ist. Die blöde Patina kommt schon von alleine und früher als man denkt.

skeewde

Zitat von: BamBam am 12 April 2014, 04:23:22
Zur Strahlgeschichte finde ich jedoch das Glasperlenstrahlen immer noch das Maß der Dinge ist. Die blöde Patina kommt schon von alleine und früher als man denkt.

Wenn dem so ist, warum macht man sich dann die mühe es weg zu strahlen?

marcellus123

Hallo, es freut mich das in diesem Forum so ein toller Bericht über das Sodastrahlen in der Praxis veröffentlicht wurde das hilft sehr viel weiter, wenn man sich damit noch garnicht auskennt. Ich habe auf meinem Blog einen Artikel über das Sodastrahlen veröffentlicht, ich denke dieser kann hier noch einigen Leuten weiterhelfen:)  http://www.sandstrahler.online/sodastrahlen/
Ich werde vielleicht auch noch ein paar Punkte aus deinem Beitrag mit in meinen Blogartikel packen.

OldsCool!

Ohne Vorstellung und im ersten Beitrag direkt einen Werbelink zum Blog platzieren ist nicht die feine Art. Sowas kann und darf auch mal einfach kommentarlos gelöscht werden....  :wikinger:
Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Ich wurde nicht erzogen, ich habe ÜBERLEBT!

Anulu

Ich muss dennoch als Amateur mit einer umgebauten Ebaykabine anmerken das das Strahlgut ( Natriumcarbonat ) sehr leicht verklebt ( durch die Luftfeuchtigkeit der Druckluft) ich war auch mit meinen primitiven Mitteln nicht(!) mit dem
Ergebnis zufrieden. Ich strahl Aluteile nach wie vor mit Glasperlen ( jaja abrasive bla bla.. )

Mit den Handelsüblichen Sandstrahlkabinen aus dem www mit den Pistolen kann man das Soda auch nicht anfeuchten. Damit würde gar nichts mehr gehen.

Ist aber nur meine Erfahrung.

Gibt Leute die schwören auf Soda.

Gruß Manuel
Gruß Manuel



Rock or Bust!

holzschnitzer

Manuel,
Ich schwöre auf Walnussgranulat bei allen Aluteilen
Es ist sehr wirksam gegen Schmodder und lässt die Oberfläche von Alu in Ruhe, eine leichte Patina bleibt erhalten.

Gruß
Michael
Pflichtangabe zu den Inhaltsstoffen meiner Postings:
Kompetenz, Erfahrung, geringe Anteile von Halbwissen.
Kann Spuren von Ironie oder Hörensagen enthalten.

Anulu

Werd das bei Bedarf mal testen.
Ich wollte es bis jetzt aber ,,Porentief" rein haben
Gruß Manuel



Rock or Bust!

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