Der alles erklärende, ultimative Beitrag zum Thema Öl

Begonnen von Frank_SG, 11 Februar 2024, 18:44:05

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Frank_SG

Weil lesen bekanntlich bildet, lese ich. Gerne auch historische Bücher, die sich mit dem Thema Kraftfahrzeuge befassen. So habe ich in dem  Werk ,,Kraftfahrlehre" des Zivil- Ing. König aus dem Jahre 1927 recht nette Werbeanzeigen gefunden.

Besonders interessant fand ich die Reklame für Prof. Wirths Motorenöl Viscobil.
Demnach gab es schon anno dunnemals legierte Öle, denn Zusätze sind ja nichts anders als Legierungsbestandteile. Bemerkenswert ist die Aussage, dass durch ,,bestimmte Zusätze" die Verbrennung langsamer -also klopffrei- erfolgt. Wieviel Öl muß denn in den Verbrennungsraum gelangen, um die behauptete Wirkung zu entfalten?
Auch sonst hat dieser Schmierstoff, so der Text, noch andere positive Eigenschaften. 22% weniger Ölverbrauch – wie hoch war der Verbrauch bei anderen Ölen?

Jedenfalls, wenn sogar die Berliner Motorrad- Droschken Viskobil verwenden, muß es ja sehr gut sein. Noch dazu die Rennerfolge.
Auch damals waren Werbetexter mit ihren Aussagen nicht unbedingt zurückhaltend...


Motoröl Viscobil.jpg


Wobei man klopffeste Kraftstoffe auch anders, nämlich durch die Zugabe von Eisencarbonyl  herstellen konnte. Das funktionierte ebenso gut wie mit dem bis zu seinem Verbot verwendeten Bleitetraethyl.
Dieser Wirkstoff musste damals noch gegen rare Devisen aus den USA beschafft werden. Das Eisencarbonyl wurde im  Inland von der IG Farben – später BASF- produziert.
Dennoch kam man von der Verwendung des Eisencarbonyls wieder ab. Hauptgrund waren Ablagerungen von Eisenoxyd im Brennraum. Benzol war eine Alternative, bis man herausfand dass dieser Stoff karzinogen ist.

Die Marke Motalin ist übrigens noch in Gebrauch. Ein Unternehmen in der Schmierstoffbranche vertreibt unter dem Namen Schmierstoffe. Auf die Verwendung von Eisencarbonyl wird auf deren Website sogar hingewiesen.


Motalin.jpg
Wie war noch der Werbespruch? Mein Benzin - Gasolin!


Ein Motorrad ist schwarz und hat einen Zylinder.

Frank_SG

Ein Motorrad ist schwarz und hat einen Zylinder.

schraubenkoenig

naja- das ist wohl Zweitaktmischöl.  Und wenn man z.B. statt 1:40 1:50 fahren kann, kommt das mit den 22% etwa hin.

4Taktix

Aus solchen zeitgenössischen Werbeversprechen kommt wohl auch Hertweck's Mantra:
"Mit den Dummen treibt man die Welt um !"  ;)  ;D
Think outside the box !

berndr253

Leben und Leben lassen

4Taktix

Think outside the box !

rolf.soler

Zitat von: schraubenkoenig am 12 Februar 2024, 07:11:51naja- das ist wohl Zweitaktmischöl.  Und wenn man z.B. statt 1:40 1:50 fahren kann, kommt das mit den 22% etwa hin.
das raucht dann aber weniger schön als zB. die alten Puch

Eppo

Wenn die Werbung von 1927 ist und das "Viscobil" für 2-Takter wäre,
fällt da jemanden spontan Motorräder/Marken mit 750 bzw. 1000cccm als Zweitakter in dieser Zeit ein  ???

Ich hab damals noch nicht gelebt, könnte mir aber vorstellen, dass aufgrund der anfänglich einfachen Schmierung (Schleuderräder und Handpumpen, Tropfenschmierung) und tlw. offenen Ventilführungen, das Zeugs den 4-Taktern beigemischt wurde.
Irgend eine Marke hatte die manuelle Handpumpe fürs Schmieröl irgend einem Hand/Fußhebel zugeordnet (Bremse oder Kupplung, so genau weiß ich das leider nicht mehr), sowas macht sich aber beim Rundkurs - oder Bahnrennen recht schlecht, wenn man permanent auf Anschlag fährt.

MfG
Eppo
Geht nicht, gibt's nicht. Einfach kann ja jeder 😁.

Einzylindär

#7
"Obenöl" war gaaanz früher mal bei 4 Taktern zur Schmierung der Ventile in Mode . 

Gruß
Stefan, der Einzylindär

bullet

Zitat von: Einzylindär am 12 Februar 2024, 21:55:39Obenöl

1995 gab es das noch in der Blechdose an Aral-Tankstellen.  Hab's leider nicht gekauft, wäre heute ein Sammlerstück...

4Taktix

Ölbehälter waren "früher" richtig dekorativ - aus heutiger Sicht.
Bemerkenswert finde ich das Fehlen jeglicher Spezifikation wie Viskosität und dergleichen.
Offensichtlich musste man allein auf den Markennamen vertrauen, für's "gute Gefühl"  ;)  :D
Think outside the box !

cledrera

Jetzt weiß ich endlich was mich stört.
Das hier ist ein Ölfred!

Du bist im Recht; nun sieh zu, wie du da wieder heraus kommst. (v. Chamisso)
Lieber Einzylinder als zwei Fallschirme (v. mir)

töff-töff

Hallo Frank

- endlich mal wieder ein vernünftiger Öl-Beitrag! *freu* Dankeschön, für´s Raussuchen. :thumbsup:

Vielleicht darf ich ihn noch ein wenig mit einigen Jahreszahlen ergänzen.  :angel:
Es gab ja auch schon vor dem Jahr 1927 Treibstoff- und Mineralölfirmen, die solche und ähnlich geartete Versprechen über ihre Produkte abgaben.

Kurze Anmerkung noch zu dem MOTALIN Benzin der IG-Farben, bzw der ,,Deutschen Gasolin AG", der Benzin-Verkaufsgesellschaft. 


Aktie der IG-Farben mit einem Nennwert von 1000 RM, bei Gründung am 2. Dezember 1925


Ab 1926 wurde das Leuna-Benzin der IG-Farben als reines Benzin unter der Bezeichnung ,,Deutsches Benzin" verkauft. Ein Jahr später - ab 1927 - wurde dem Benzin zur höheren Kompressionsfestigkeit als Additiv das Eisenkarbonyl (auch als Eisenpentacarbonyl bez.) hinzugefügt, das MOTALIN war geboren. (hattest Du ja schon geschrieben) Dazu gab es von der Deutschen Gasolin AG zahlreiche Werbeschriften.

Im Jahr darauf bot man den Kraftfahrern ein Eisenkarbonyl-Additiv in konzentrierter Form, als sogenannte Motylpatronen, an  Damit hatte man die Möglichkeit, die Klopffestigkeit eines jedes Benzins zu erhöhen.

Motalin wurde später durch ein Benzin, dem zur höheren Klopffestigkeit Benzol beigemischt wurde, ersetzt. Das neue Benzin-Benzolgemisch wurde von der Gasolin AG unter der Bez. ,,Motorin" vermarktet.

,,Erfunden", bzw entwickelt hatte das Gemisch allerdings der Benzol-Verband, mit Sitz in Bochum. Der mischte sein Zechenbenzol, ein Abfallprodukt der Kokereien, mit Benzin und bot das Gemisch ab ca. 1924 unter der Bez. ,,Aral" an.
Das war dann quasi das erste Superbenzin. ;)


Gruß, schorsch-2
"Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind" (Kurt Tucholsky)

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