Ein (zu) schwieriges Restaurationsvorhaben??

[Rütz]

Moin Leute,

die örtliche Löschgruppe ist an mich herangetreten, ob ich mir mal Gedanken über die Restauration der "berühmten 1. Windhagener Tragkraftspritze" ( ) machen könnte.

Es handelt sich um einen wassergekühlten Zweizylinder Seitenventil- Boxer mit "Steigstromvergaser".
Ein Motortypenschild ist nicht vorhanden.
Lediglich eines von der angebauten Pumpe.

Die Spritze wurde im Jahr 1927 als schon einige Jahre altes Gebrauchtteil angeschafft.
Spätestens nach dem Krieg waren keine Unterlagen mehr vorhanden, und sie wurde wohl auch nicht mehr gewartet.
Bis 1961 stand sie  "in Diensten", als sie bei einem Waldbrand nach tagelangem (einige sagen Wochen ) Dauereinsatz mit einem sagenumwobenen Seufzer selbigen endgültig einstellte und so ihre "Berühmtheit" erlangte .

Ob's den Motor auch in Zweirädern gegeben hat?
Vielleicht fällt einem Vorkriegspezialisten unter uns ja dazu etwas ein.

Ruhige streßfreie Feiertage!
Anselm

[Rütz]

[Rütz]

...und noch zwei:

[emm]

Hallo Anselm,

ist nett, das Teil!
Nee, zu schwierig ist erst mal gar nichts. (Bange machen gillt nicht!) Nur teuer könnte es werden (2 neue Kolben nach Muster anfertigen; eventuell ist die Welle fällig....)

Ich würde jetzt mal so als Schuß in's Blaue auf einen umgebauten "Bayern Klein-Motor M2B15" tippen. Also den Vorläufer des R32-Motors (das wäre natürlich ein Traum und eine kleine Sensation für eure Feuerwehr!). Wenn er metrische Gewinde hat! Sonst ist es eventuell ein englischer Douglas. Die BMW-Motoren sind damals als Stationär- und Einbaumotoren ja quasi für alles benutzt worden. Unter anderem auch als Boots- und Flugmotoren. Ist der Motor festgegangen? Oder ist die Pumpe verreckt und hat den Motor abgewürgt?

Naja, der Emm ist auf jeden Fall Feuer und Flamme! Wenn du mich dabeihaben magst, komme ich gerne mal vorbei und wir gehen mal auf Spurensuche. Irgendwo sollte es doch ein Gußzeichen geben... (Der Magnet ist von Bosch, oder? Was ist das für ein Typ?)
Oder wir machen noch ein paar Fotos mehr und fahren mal beim Gerhard Weller vorbei. Der könnte uns vielleicht weiterhelfen.

Gruß
Markus

[emm]

Ein Bild vom Kandidaten:

[emm]

Und nochmal ich.
Ich habe in meiner Literatur ein Bild von der Boxer-Douglas gefunden. Das Frischgas bekommt dieser Motor von schräg oben! Winkel zwischen Zylinder und Ansaugbrücke ca. 45°. Und sieht auch sonst anders aus als der Pumpenmotor.

Daher würde ich sagen: Das ist ein auf Wasserkühlung umgebauter BMW-Motor!

Markus

[Rütz]

Hi Markus,

das Pumpentypenschild habe ich wohl zu sehr ignoriert (ts,ts,ts,..):

"C.D.Magirus" war nicht nur der Gründer von Magirus-(Deutz), sondern wohl auch der Feuerwergerätehersteller der Vorkriegzeit!

Im Internet kann man finden, daß er in die Pumpen meist "Breuer-Motoren" (einige schreiben "Bräuer" o. sogar "Brauer"...) eingebaut hat; leider immer ohne Bild .
Von der Firma habe ich allerdings noch nichts gefunden. Vielleicht so eine Art Konfektionär, der R32- Motore umgebaut hat?

Der Magnet ist übrigens ein Bosch FF2L.

Grüße
Anselm

[emm]

Hi Anselm,

hab' was:



1923 Erste ROSENBAUER Tragkraftspritze mit Breuer 10 PS Motor, Leichtmetallkreiselpumpe und Kapselschieberansaugpumpe

Der Motor sieht bekannt aus.

Gefunden auf der Seite der Fa. Rosenbauer

Gruß
Markus

[Rütz]

Ey geil!!
Ich bin begeistert von diesen christbaumkerzenförmigen Sport-Schalldämpfern! Die stechen sogar Heikos Gehrke-Tüte aus.
Wie konnte diese Designepoche am Motorradbau unbemerkt vorrübergehen?

Ansonsten ist das Bild schon sehr nah dran.
Zumindest der Zylinder, wenn auch die Zündkerze woanders sitzt und die Schwungscheibe offen ist.
"Unser" Motor ist dann wohl ein Tick jünger:
Die Schwungscheibe läuft schon in einer kleinen angegossenen "Kupplungsglocke". Er basiert also eher auf dem R32 als auf dem M2B15 Motor.
Denn basieren auf dem Bayernmotor tun die anscheinend ja alle, so wie ich das sehe. Sonst wären doch bestimmt schon damals die Gebrauchsmusterschützer Amok gelaufen .

Gruß
Anselm
(ne, ne diese Schalldämpfer... "Form follows Funktion", so muß das sein! )

[Heiko]

Hm,

also ich find die Pötte ziemlich kitschig... kommt mir nich anne 26 dran... 

Heiko

[Rütz]

Kitschig?
Die schrauben sich durch die Schallmauer, bestimmt!

[Heiko]

Ne is klar... 

[Rütz]

Hi Leute,
mal wieder was fachfremdes (für die, die es interessiert, einzelne hatten über die Jahre ja hin und wieder nachgefragt):
Beim Pumpenprojekt hat sich etwas bewegt, genaugenommen habe ich sie jetzt als Winterprojekt im Keller stehen...

Hersteller des Motors war die Fürstl. Hohenzollernsche Maschinenfabrik "J. G. Mehne" in Immendingen.
Daher das Symbol. Obwohl die Firma wohl tatsächlich bis 1989 existierte, hat sie aber nur bis ~1928 Motoren gebaut, unter anderem auch für die "weiße Mars"!

Beim vorsichtigen Zerlegen hat sich leider herausgestellt, daß der Motor doch ärger heruntergeritten ist, als ich mir das bei einem vermeintlich selten benutzten Stationärmotor vorgestellt hatte.
Die wesentlichen Schadensbefunde:
- Magnet war durch ausgetretene Harze blockiert, der Keil an seinem Antriebszahnrad abgeschert.
- Wasserpumpenwelle fast zur Unkenntlichkeit verrostet (läßt sich aber wohl nachdrehen).
- Rechter Zylinder hat als Bohrung 73,4 der linke 73,2 mm (die Kolben sind entsprechend 73,35 und 73,15). Ich denke also, der linke Zylinder wurde 1x, der rechte bereits 2x nachgebohrt?!
- Ein Kolbenring ist gebrochen. Man beachte die lustige Konstruktion des Ringstoßes.
- Die Kolbenbolzen sind stark eingelaufen (klapperten in Pleuel und Kolben!), ich werde neue brauchen. Zuerst dachte ich, es sind 18er. Genaues Messen hat aber ergeben: 17,9! Gibt es das überhaupt? Verflixt!
- Ein Einlaßventil öffnete nicht. Schockschwerenot! Es fanden sich Rollenstößel und als Ursache eine schon länger nicht mehr mitdrehende Rolle. (wird sich wohl ebenfalls nachdrehen lassen, ohne besondere Anforderungen an das Material zu stellen. Vorkriegstechnik hat was. ).
- Das rechte Pleuellager ist gut, das linke eigentlich nicht mehr fahrbar... Nun ja, muß ja nicht fahren. Ich fürchte hier werde ich mich geschlagen geben und es notgedrungen so lassen..


Lange Rede....  
Meine 2 eigentlichen Probleme:

1. Der Magnet
Gibt es da irgendwo einen "Schnellkurs"? Das ist ja regelrecht Zündung "Inside out and upside down"...
Vor allem finde ich nirgends was zum Einstellen (Zzpkt., Abriß, etc...). Paßt das immer von sich aus und Verschleiß an Kontakten, Nocken,... ist nicht vorgesehen?

2. Kolbenring 2,5 x 2,5 mm für 73,2 mm und Kolbenbolzen in 17,9 x 63 mm.
Woher nehmen?
Vielleicht fällt einem ja zufällig eine alte BMW ein, von der es paßt und dann über die Üblichen bestellbar ist.
Sonst werde ich mal Leo Dümpert kontaktieren.


Gruß Rütz

[rolf]

rechts oben ist doch die verstellung für die Zündung...sieht jedenfalls so aus?!

[Kompressor_Peter]

Hallo Anselm,

klingel die Leute von Schmitz und Krieger http://www.schmitz-krieger.de/
doch mal wegen Kolbenringe und Bolzen an.
Hab sie mehrfach sehr hilfsbereit erlebt.
Wenn du möchtest, können wir dort auch vorbeifahren und nachfragen/abholen.

Viele Grüße und Erfolg,
Kevin und Peter

[F.-M.]

Hallo Rütz,
Herzlichen Glückwunsch!!!  Super Teil.
Den Magnet wirst du wohl überholen lassen müssen. Die Kondensatoren sind nahezu immer defekt. Das ist das kleine Paket an der Wicklung. Meist ist auch die Wicklung hin. Die Isolationsmaterialien waren damals nicht so langlebig. Eine gute Adresse dafür sind die Gebr. Osterhaus. Wenn du vorher den Magnet komplett zerlegen möchtest ich habe mir dafür Abzieher für die Lager gefertigt.

www.oldtimerelektrik.de Wolfgang Osterhaus Hegestraße 77 45966 Gladbeck ( Alt Rentfort )
Telefon: 02043 - 785845
Fax      : 02043 - 785847
Mobil  : 0151 18 750 250
Kann aber schnell 300 Eur und mehr kosten.

Kolbenringe bekommst du bei Leo Dümpert im Wendland.
Leo Dümpert Kolben
Bülitz 24
29487 Luckau
Tel. (0 58 44) 18 62
Fax. (0 58 44) 18 35

Gruß F.-M.

[Rütz]

@Rolf:
Ja, das ist die Zündverstellung. Die verstellt 20° (geschätzt).
Aber wie stelle ich ein, daß sie von 10° nach 30° verstellt und nicht von 20° nach 40° oder von -5° nach 15°?


@KuP:
Danke für den Tipp.


@F.M.
Oha... Das Problem: Es handelt sich mehr oder weniger um eine "ehrenamtliche" Tätigkeit.
Stimmt, wo da überhaupt der Kondensator sitzt, war eigentlich meine dritte Frage. Hast du gleich gemerkt.

Ich sollte mich also am besten doch zunächst auf den Magneten (als größte Herausforderung) stürzen... vielleicht geht er ja doch noch?
Und wenn nicht, eine Eingabe machen, ob er die Manschaftskasse 300,- € wert ist... oder Plan "B" wie Batteriezündungsumbau oder MZB...


Gruß Rütz

[rolf]

Na, der Zünder wird doch durch kette oder zahnrad angetrieben?
Damit machst du die grundeinstellung
Bei den alten kisten immer volle Frühzündung und dann die Kette auflegen das sie 35° (+- 5°) v. OT zündet...müsste doch da auch funktionieren?
Rolf